Nach vielen Jahren habe ich das Top-Reiseziel meiner Jugend mal wieder besucht. Im katholischen Duisburger Umfeld der 80er Jahre stand Amsterdam für alles Verbotene. Einer der Gründe, warum wir uns sofort auf den Weg dorthin gemacht haben, kaum dass wir im Besitz eines Führerscheins waren. Solange ich in Nordrhein Westfalen gelebt habe, gehörte ein Wochenend-Trip am holländischen Strand mit Besuch in Amsterdam zum Sommer. Amsterdam – das war Sex and Drugs and Rock’n Roll.
Ich war schon gespannt, ob die Stadt mit dem Abstand der Jahre noch dieselbe Faszination auf mich ausüben würde, wie damals. Ehrlich gesagt, war ich erstmal ein wenig ernüchtert, als wir die Gegend um den Nieuwmarkt erkundet hatten. Massentourismus und NullAchtFünfzehn Geschäfte, die sich im Rotlichtviertel den Anstrich des Verruchten geben wollen. Aber für mich nicht authentisch. Das war die Fassade für Touristen – vielleicht war das auch immer so, ich habe es damals nur nicht so empfunden. Wer kiffen will, kommt natürlich problemlos an Stoff, man hat eher die Qual der Wahl.
Wer drauf steht…..
Wer das rotzige junge Amsterdam erleben will, sollte auf jeden Fall die Fähre zur NDSM Werft nehmen. Die Fahrt ist kostenlos, die Fähren verkehren im Viertelstunden-Takt zwischen Centraal Station und der Werft.
Die Werft ist vor ein paar Jahrzehnten pleite gegangen, seitdem wird das Viertel von Künstlern bevölkert, im Sommer finden hier Festivals und Events aller Art statt. Wir konnten der Anziehung der alten Industriekulisse natürlich nicht widerstehen und haben uns auf den Weg gemacht. Für mich das Highlight des Wochenendes.
Schon bei der Ankunft im Hafen fällt das alte russische U-Boot aus den 50er Jahren auf, das über Irrwege hierhergefunden hat. Die Stadt Amsterdam will es eigentlich loswerden, aber es müssen vom aktuellen Eigentümer hohe Umweltauflagen erfüllt werden, um es abzutransportieren. Auf jeden Fall stimmt es schonmal auf die Atmosphäre der Gegend ein.
In den alten Werthallen wurde gerade wieder eine Kunstaustellung aufgebaut, für die Öffentlichkeit war sie aber noch geschlossen. Man sieht aber schon – Graffiti gehören zum Straßenbild.
Während unseres Aufenthaltes fand gerade ein Flohmarkt statt, mit vielen Gegenständen aus den 70er und 80er Jahren. Kann sich noch jemand an den „Dinett-Servierwagen“ erinnern? Gehörte damals zu jedem Haushalt. 🙂 Da hat sich für mich ein Kreis geschlossen.
Auf jeden Fall war der Besuch des Flohmarktes sehenswert. Denn auch sonst gab es alle möglichen antiquarischen Schätzchen.
Die Rückfahrt haben wir dann nicht Richtung Centraal Station genommen, sondern sind am Westerdoksdijk ausgestiegen und zu Fuß die paar Kilometer Richtung Innenstadt gelaufen. Das hat sich gelohnt, denn am Wegesrand lagen einige Hausboote – der Traum für mich als Alterswohnsitz. Das ist für mich Sinnbild des relaxten unkonventionellen Amsterdams – quer durch alle Generationen.
Wie man auf dem Bild sieht, wohnten dort junge Familien, die das Kinderspielzeug und das Feuer für den Ofen draußen lagern, aber auch als Rentner kann man es hier wunderbar aushalten. Ich liebe es!!
Im Abendlicht hat sich die Stadt von der schönsten Seite gezeigt.
Und ein Sommerwochenende ist natürlich Lebensfreude pur: Die Einheimischen nutzen ihre Boote als schnelles Fortbewegungsmittel.
Mein Fazit: Amsterdam ist einfach wunderbar! Immer noch einer meiner Lieblingsorte. Die Stadt hat für immer einen festen Platz in meinem Herzen.