Unsere Iran Reise hat so großes Interesse hervorgerufen, dass ich noch ein paar Informationen zur Vorbereitung einer solchen Reise mit Euch teilen möchte.
Reiseführer:
Wir haben uns insgesamt vier Bücher gekauft, davon zwei klassische Reiseführer, ein Farsi-Sprachguide und ein Erzählbericht von Helena Henneken, die über einen Monat im Iran war. Gerade letzterer hat uns im nachhinein ein sehr realistisches Bild vom Reisen und Leben im Iran gegeben.
Visum:
Man kann ohne Visum erstmal Richtung Iran fliegen und sich dieses dann direkt am Flughafen besorgen. Ich persönlich würde allerdings lieber auf Nummer sicher gehen und das vorher erledigen. Wir sind beispielsweise morgens um 4:00 Uhr in Esfahan gelandet. Ich bezweifle, dass um diese Zeit die enstprechende Stelle am Flughafen geöffnet hat. Zudem geht man das Risiko ein, eventuell wieder zurückfliegen zu müssen.Ich empfehle deshalb: Über eine Travel Agency (empfehlen kann ich Key2Persia, Kosten 30 €) einen Antrag ausfüllen, diese besorgen dann über das iranische Außenministerium eine Referenznummer und eine Einladung und senden diese an Euer bevorzugtes iranisches Konsulat in Deutschland). Sobald dies geschehen ist, müssen die Reisepässe mitsamt eines Antragformulars und der Angabe einer Hoteladresse im Iran zum Konsulat geschickt werden. In den Pässen muss noch eine freie Seite für das Visum vorhanden sein. Wir hatten das Visum nach etwa einer Woche. Wichtig: Der Antrag sollte etwa 4-6 Wochen vor Reisebeginn gestellt werden.
Kurz gesagt ist die Vorgehensweise wie folgt: Flug buchen, Referenznummer und Einladung über Travel Agency besorgen, Visumsantrag an iranische Botschaft schicken
Impfungen:
Iran hat einen hohen hygienischen Standard, keine/kaum Malaria gefährdete Gebiete, das bedeutet man braucht im Grunde keine besonderen Impfungen. Empfehlenswert sind natürlich die Klassiker: Tetanus, Hepathitis A und B, die ich generell empfehle unabhängig vom Reiseland. Wir haben uns vorsichtshalber noch gegen Cholera impfen lassen, was aber im nachhinein unnötig war.
Kleidung:
Eigentlich nur ein Thema für Frauen. Trotzdem noch ein Hinweis für Männer: Generell wird im Iran Wert auf Kleidung und Erscheinungsbild gelegt. Kurze Hosen und ärmellose Shirts sind (glaube ich) nicht verboten, man macht sich damit allerdings lächerlich, da kurze Hosen bei Männern eher als Unterhosen angesehen werden.
Frauen müssen ihr Haar bedecken, was allerdings gerade für Touristinnen nicht besonders streng interpretiert wird. Viele Iranerinnen haben das Kopftuch sehr weit hinten am Haar platziert. Pony und Haaransatz dürfen durchaus sichtbar sein (siehe Foto). Ansonsten natürlich auch lange Hosen oder Röcke und generell Kleidung, die weder transparent noch körperbetont ist. Wegen der hohen Temperaturen empfehle ich Blusen, die mindestens hüftlang sind und locker sitzen.
Individualreisen:
Ich bin generell kein Freund von Gruppenreisen, im Iran würde ich sogar dringend davon abraten, denn man verpasst das Beste: Den Kontakt zu den Iranern. Organsiatorisch und sicherheitstechnisch überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Der Iran ist so sicher und die Infrastruktur so gut ausgebaut, dass die Fortbewegung im Land sehr einfach ist.
Geld:
Iran ist durch den Boykott vom internationalen Bankenverkehr ausgeschlossen, was die Vorbereitung ein wenig verkompliziert. Hotels können nur reserviert werden, aber keine Anzahlung geleistet werden. Inlandsflüge können nicht außerhalb des Irans gebucht werden. Die Bezahlung der TravelAgency für das Visum erfolgt über ein Deutsches Konto. Sämtliche Kosten für den Urlaub müssen also in bar (Euro oder Dollar) mitgenommen werden !
Übernachtungen:
Die Zahl der ausländischen Touristen steigt, deshalb würde ich empfehlen, die Hotels im Vorfeld zu buchen. Dies geht nur über eine Reiseagentur (online kann man nur reservieren, ohne Garantie), auch hier empfehle ich Key2Persia. Die Agentur hat bevorzugte Hotels, ich habe allerdings bei TripAdvisor recherchiert und mir meine Hotels ausgesucht. Die Agentur hat sämtliche Hotels vorgebucht und in Vorleistung bezahlt (10% Anzahlung von uns über das deutsche Konto). Während des Aufenthalts im Iran wird dann der Betrag direkt bei der Agentur in Shiraz in bar übergeben.
Neben den Hotels gibt es natürlich noch die Möglichkeit über CouchSurfing.com eine Privatunterkunft zu organisieren. Die iranische Community ist die am schnellsten wachsende weltweit und uns haben viele ihr CouchSurfing Profil gezeigt, und bzgl. Gastfreundschaft macht den Iranern eh keiner etwa vor. Allerdings ist das nicht ohne Risiko, denn offiziell darf man als Tourist nur in Hotels übernachten. Beim Check-In werden die Reisepässe registriert und an ein Ministerium weitergegeben.
Fortbewegung innerhalb des Irans:
Auto/Taxi:
Der Verkehr ist der gefährlichste und chaotischste (vor allem in Teheran), den ich je gesehen habe. Deshalb würde ich dringend davon abraten, mit dem Auto im Iran zu fahren. Wenn überhaupt, dann nur mit einem neuen Auto und Fahrer. Generell gilt: Wer das teurere Auto fährt, gewinnt. Sich selbst hinter das Steuer zu setzen halte ich für lebensgefährlich! Einen kleinen Eindruck davon liefert dieses YouTube-Video, obwohl die Fahrt dort „nur“ über einen Expressway geht. In der dichten Teheraner Innenstadt ist das Schockpotential noch viiiieeel größer.
Die offiziellen Taxis (gelb und grün) entsprechen nicht europäischen Vorstellungen von Sicherheit. In den meisten Fällen kann man sich hinten nicht anschnallen, der Fahrer kurvt willkürlich zwischen den Fahrspuren und um andere Autos herum während er telefoniert (mit einem Telefon) und mailt/simst (auf dem anderen Telefon). Wer ängstlich ist, sollte sich einen Limousinen-Service gönnen bei den unvermeidlichen Fahrten zum Flughafen. Dass die meisten Taxen mit Gas betrieben werden und der Gast auf dem Rücksitz ohne Gurt auf dem Tank sitzt beruhigt nicht wirklich. Da haben gläubige Anhänger der Weltreligionen mir gegenüber einen Vorteil: Das Leben nach dem Tod soll ja direkt ins Paradies führen – das macht sicher gelassen. 🙂
Flugzeug:
Empfehlen kann ich IranAir und MahanAir. Die Maschinen sind nicht die jüngsten, bedingt durch den Boykott aber insgesamt machte alles einen guten Eindruck inkl. der Sicherheitschecks. MahanAir und IranAir verfügen über einige Airbus 320. Allerdings muss man immer mal wieder mit Verspätungen rechnen, deshalb immer den Abflug checken, bevor man im Hotel ins Taxi steigt und sich unnötig lange am Flughafen langweilt. Wie erwähnt, sollten wegen des Ausschluß vom internationalen Zahlungsverkehr Flüge ebenfals über eine Travel Ageny gebucht werden, auch hier kann ich wieder Key2Persia empfehlen.
Bus:
Die günstigste Alternative: Die Langstecken-Busse fahren von großen Terminals ab und die VIP Busse entsprechen modernem europäischen Standard. Es gibt unterwegs Verpflegung, die Sitze lassen sich wie in der Business Class beim Fliegen in eine Liegeposition bringen, sodaß auch längere Strecken einigermaßen komortabel bewältigt werden können. Die Tickets können vorab von der Hotelrezeption reserviert bzw. an der Touristeninformation gekauft werden oder direkt am Terminal. Zwischen den großen Städten verkehren die Busse mehrmals täglich.
Sicherheit:
Ich habe es schon mehrmals erwähnt: der Iran ist ein absolut sicheres Reiseland. Wer sich nicht gerade in Grenznähe zum Irak, Pakistan oder Afghanistan aufhält, hat keine Probleme. Bedrohliche Situationen haben wir während der ganzen Reise wirklich nicht ein einziges Mal auch nur ansatzweise erlebt.