Wir sind viel im Nahen Osten herumgekommen und kennen daher die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Region. Der Iran übertrifft allerdings bei weitem alles bisher Erlebte. Wir waren oft überrascht, überwältigt, berührt und dankbar für viele Bekanntschaften, Gespräche und Erkenntnisse. Für uns ist daher das absolute Highlight im Iran: „Meet the people“ – wie auch schon im Lonely Planet empfohlen:
Die unzähligen Kids und jungen Leute, die uns angesprochen haben, nur um ein Selfie mit uns zu machen.
Die vielen Schulkinder in Isfahan, die uns angesprochen haben, um ihre Englischkenntnisse zu testen und zu verbessern. Wie oft haben wir „Interviews“ geführt, die mit IPad oder Iphone gefilmt wurden als Beweis für die Englischlehrerein.
Der Sportartikelhändler aus Shiraz, der mit uns durch die halbe Stadt fahren wollte, nur um uns zu einer offenen Wechselstube zu bringen. Da er kein Wort Englisch sprach, hat er seine Cousine angerufen, die uns versichern wollte, dass wir ihm vertrauen können.
Die Familie, die wir auf unserer Wanderung durch die Berge von Azerbaidjan getroffen haben. Sie bewirtschaften in ihrer Freizeit ein kleines Grundstück und pflanzten gerade Obstbäume. Sie haben uns zum Tee eingeladen – gekocht auf dem offenen Feuer am Wegesrand. Kommuniziert haben wir unter viel Gelächter mit Händen und Füßen.
Die unzähligen Menschen, die uns ihre Telefonnummer gegeben haben: „If you need anything, just call me.“ „If you need help, call me – 24h a day“
Der Kassierer am Flughafen in Tabriz,der uns seine in Deutschland lebenden Verwandten auf Facebook gezeigt hat und uns ein wenig aus seinem Leben erzählt hat. Zum Schuß wollte er uns nicht bezahlen lassen, sondern die Rechnung auf seine Kosten gehen lassen.
Der Restaurantbesitzer in Shiraz, der von uns kein Geld haben wollte. Er lebte lange in Manchester und kam aus Heimweh in den Iran zurück. Er hat sich so gefreut, dass Fremde sein Land besuchen.
Der Elektronikhändler in Esfahan, mit dem wir uns lange beim Tee unterhalten haben – gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnnen. Und das obwohl wir kein Farsi und er kein Englisch sprach. :-))
Der unbekannte Mann am Flughafen in Teheran: Wir wollten unsere letzten Rial loswerden und diese in zwei Melonensäfte investieren. Leider haben wir die Steuer nicht mitberechnet, sodass es nur für einen Drink gereicht hätte. Der Mann hat – trotz aller Proteste – den Differenzbetrag beglichen: „Welcome to Iran“
Die vier jungen Frauen in Teheran, gekleidet mit Hijab und dunklem Chador (weil sie im öffentlichen Dienst arbeiten), die sich zu uns auf die Bank gesetzt haben. Da eine stehen musste, weil sie sich nicht direkt neben Andreas setzen konnte, haben wir zwei ganz pragmatisch einfach die Plätze getauscht, so daß Andreas am Rand der Bank saß. Nach einer Weile sprachen uns die Frauen an und wollte unbedingt loswerden, dass sie nichts gegen Andreas haben und es so nett fanden, dass er sich umgesetzt hat. Wir haben uns dann länger unterhalten, wir haben viele Familienfotos gesehen und zum Abschied wurde (natürlich) auch Andreas mit Handschlag verabschiedet. Auch hier wurden wieder Telefonnummern und Emails getauscht. „If you need anything, just call“. „If you need a guide, I would be happy to show you Tehran“ – und das ohne kommerzielle Hintergedanken.
Die vielen jungen Menschen im El Goli Park in Tabriz: Alle sehr gute Englischkenntnisse, politisch sehr interessiert und soooo nett:
Sehr viele Menschen, die uns auf der Straße in jeder Stadt angesprochen haben mit der Bitte: „Tell them who we really are“
Der tiefgläubige Ingenieur, dem wir am Shah-e-Cheragh Shrine in Shiraz begegnet sind. Mit ihm haben wir sprichwörtlich über Gott und die Welt: Das Rechtssystem im Islam, die Eurozone und die Weltpolitik gesprochen. Wir waren nicht einer Meinung, haben unsere Auffassungen aber respektiert und konnten offen sprechen.
Und – das Beste zum Schluß: der wunderbare Parviz Haghighi:
Er hat uns 500 km vom Teheran zum Kaspischen Meer und zurück gefahren. (Übrigens Parviz: Du bist der einzige Mensch, bei dem ich enspannt im Iran im Auto sitzen konnte. 🙂 ) Wir durften den Kumquat-Strauch seiner Ferienvilla plündern, er hat uns ins beste Fischrestaurant in Chaluz eingeladen, hat uns mit Keks-Spezialitäten eingedeckt und war von morgens bis in die Teheraner Nacht hinein eine Quelle von Informationen und Geschichten über den Iran. Der Mann liebt das Land und das kann ich gut verstehen.