Unsere zweite Station war Jodhpur – immerhin schon eine Millionenstadt, aber für indische Verhältnisse immer noch eine Provinzstadt. Im Vergleich zu Udaipur wurde es schon deutlich hektischer: Die Dichte an Menschen, Rollern, Hunden und Rindern nahm deutlich zu. In Jodhpur bekam ich zum ersten Mal eine Vorahnung davon, was dichter Vekehr und Lärm in Indien bedeuten können: Zu Stoßzeiten drängelten sich durch die engen Gassen dicht an dicht Menschen, Roller und Tuktuks. Wenn es nicht weiter ging, steigerte sich das Hupen in ein ohrentäubendes nicht endenwollendes Crescendo. Menschen quetschen sich an den Rollern vorbei und drängen Hindernisse mit den Ellbogen aus dem Weg. Hier muss man sich seinen Platz auf der Straße erkämpfen.
In der Altstadt sind viele Häuser blau gestrichen – ursprünglich als Zeichen zur Zugehörigkeit zur Kaste der Brahmanen. Über die Zeitläufe wurde die Farbe aber auch von anderen übernommen, wohl auch deshalb, weil sie Mücken abhalten soll.
In Jodhpur hatten wir eine Unterkunft mit Familienanschluß: Abhishek und seine Familie wohnten in der unteren Hälfte ihres Hauses, die oberen beiden Stockwerke waren den Gästen vorbehalten.
Abhishek hat uns jedenfalls jeden Wunsch von den Augen abgelesen und seine Mutter hat uns das beste Essen der ganzen Indienreise zubereitet.
Die Familienmitglieder sind Angehörige der Jain – eine Vorgänger-Religion des Hinduismus. Die Anhänger dieser Religion kochen nicht nur vegetarisch, sondern verzichten zudem auf Wurzelgemüse jeglicher Art: also keine Zwiebeln, Ingwer, etc. Das Essen war jedenfalls ein Traum: verschiedene Saucen und Gerichte in kleinen Schüsseln, die man untereinander mischen konnte und damit ständig neue Geschmacksvarianten erleben durfte. Ein Traum!
Was gibt es noch über Jodhpur zu berichten? Das Fort Meherangarh überragt die Altstadt.
Der Aufstieg belohnt einen mit einer schönen Aussicht auf die Stadt und die bunten Würfel-förmigen Gebäude.
Und natürlich begleitet von diesen kleinen Rackern:
Oben auf der Burg sind viele indische Touristen, die sich um ein Selfie mit einem Europäer reißen. Daran sieht man, dass der Massentourismus aus Europa hier noch nicht angekommen ist. Gerade die Schulklassen umzingeln einen immer sofort, und ich fühlte mich mal wieder wie eine Prominente. Über mangelnde Aufmerksamkeit konnten wir uns jedenfalls nicht beschweren.
Erwähnenswert ist noch der Tripolia Markt, ein eher regionaler und deshalb einigermaßenauthentischer Markt. Das heißt aber nicht, dass nicht ständig versucht wird, einem Touristen etwas zu verkaufen. Da muss man leider ständig in Abwehrhaltung gehen.
Ich hätte während dieser Reise wahrscheinlich sogar etwas auf den Märkten gekauft, wenn man mich nur einfach mal in Ruhe hätte schauen lassen. So ist es aber beim Konsumverzicht geblieben. Und ich habe mich darauf beschränkt, die Szenerie zu beobachten.
Im November ist Diwali vorbei, das heißt, die Hochzeitssaison geht wieder los (dazu später mehr) und die damit verbundenen Einkäufe. Die Armreifen oben wurden allerdings jederzeit von allen Frauen getragen, nicht nur zu Hochzeiten.
Der Gewürzmarkt bot Farben und Gerüche im Übermaß: Indien für die Sinne!