Japan ist ganz anders – die Vorstellung hat man als Europäer sowieso und sie hat sich für mich bestätigt. Klar, jedes Land, das ich bereist habe, ist spezifisch und steht für sich und man soll sowieso nicht vergleichen, sondern jeden Ort eigenständig für sich erleben. Die folgenden Punkte sind also keine Wertung, sondern einfach eine Beschreibung, was Japan tatsächlich sehr besonders macht. Maidencafes, Cosplay und Anime sind zum einen schon bekannt, zum anderen ist das nicht meine Welt, deshalb gehe ich auf die Themen hier nicht ein. Dazu habe ich nämlich auch keine passenden Fotos 🙂
Japaner sind technikverliebt
Das fängt bei ganz profanen Dingen wir der Toilette an. Wo überall sonst nur der Flush-Button gedrückt werden muss, steht einem in Japan ein ganzes Cockpit zur Verfügung. Den Flush-Button findet man trotzdem immer leicht, den Rest kann man ausprobieren oder einfach ignorieren. Ganz witzig sind die Hintergrundgeräusche, die man sich abspielen lassen kann: Hustenanfälle, Wasserrauschen, Musik, … Hier ein Beispiel vom Flughafen Haneda.
Kein Wunder, dass Toilettendeckel hier unter die Kategorie „Home Electronics“ fallen.
Mit Technik versuchen Japaner noch ganz andere Problemstellungen zu lösen, die wir vielleicht eher weniger sehen. Auch die japanische Gesellschaft hat mit Überalterung zu kämpfen – in den letzten 5 Jahren hat Japan eine Million Menschen verloren. Da es nur einen Ausländeranteil von unter 2% gibt, scheint eine Lösung ses Problems durch Zuwanderung keine Option zu sein. Bleibt also ein Roboter, genauer gesagt ein Humanoid. Das Miraikan Museum in Tokio ist mit dem Deutschen Museum in München ein bisschen vergleichbar. Sehr spannender Ort, darüber kommt noch ein extra Bericht. Um auf den Punkt zu kommen: Will man einen Humanoiden bauen, muss man zunächst einmal klären, was genau denn einen Menschen menschlich macht. Was sind also Attribute der Spezies Mensch? Schon sind wir mitten in der Philosophie.
Die rudimentären menschlichen Eigenschaften hat der Telenoid: Gesichtszüge und man kann ihn umarmen 🙂
Sehr erstaunlich war, dass der erwachsene „Humanoid“ schon nach wenigen Minuten der Interaktion vergessen ließ, dass es sich hier um eine Maschine handelt.
Japan sprengt alle Dimensionen
Es liest sich so einfach: „Tokio hat 35 Millionen Einwohner“, aber was das wirklich in der Konsequenz im Alltag bedeutet, muss man erlebt haben. Da ist zum einen Shinjuku: Die größte Metro Station der Welt, in der täglich 4 bis 5 Millionen Menschen durchgeschleust werden. Und das schafft man nur mit Größe: Shinjuku Station hat mehr als 200 (!) Eingänge und man kann locker eine Stunde benötigen, um auf kürzestem Weg zur richtigen Metro Station zu „wandern“. Und dass man auf Anhieb den kürzesten Weg schafft, ist eher unwahrscheinlich. Es gibt nämlich nicht überall Hinweisschilder für alle Metro-Linien und es wimmelt zudem von Menschen. Das kann sich schnell mal zu einem kleinen Alptraum entwickeln – oder anders gesagt: man kommt sich vor wie ein Landei, das zu doof ist, nach Hause zu finden.
Quelle: http://www.japanesesearch.com/wp-content/uploads/2013/07/shinjuku_jr_train_station_tokyo.jpg
Nicht nur in Shinjuku, sondern auch in vielen anderen Metro-Stationen gibt es daher eine Stadt unter der Stadt: Riesige Einkaufszentren, ganze Straßen, wo sich ein Restaurant/Imbiss an den nächsten reiht. Die Japaner arbeiten lange und essen dann noch schnell, bevor sie nach Hause fahren. Grundsätzlich kann man in Metrostationen gut und frisch essen.
Restauranttische mit Blick zur Wand
Die Masse der Restaurants sind klein – weniger als 25 Plätze und oft sitzt man mit dem Gesicht zur Wand, die öfter noch höher ist als hier auf dem Bild.
Sprechende Automaten
Die große Menge an Menschen möchte natürlich zur gleichen Zeit Mittag/Abendessen. Damit das schnell geht, gibt es dafür Automaten, wo man das Gericht und spezielle Zutaten auswählt. Die Bestellung geht dann elektronisch zum Koch und man wartet so lange auf seinem Platz, bis man aufgerufen wird.
Generell sprechen die meisten Automaten mit den Menschen – egal, ob im Restaurant, im Aufzug oder am Fahrkartenautomaten. Leider nur japanisch.
Ach – und dann gibt es noch die – ich nenne es mal „Verniedlichungsautomaten“. Die werden gerne von Schülerinnen genutzt. Hier kann man Fotos von sich machen lassen, die automatisch die Augen größer, die Lippen voluminöser, die Haare lockiger, die Haut weißer, das Gesicht herzförmig…. etc. machen. Diese Shops waren gerade nach Schulschluß immer voll.
Uralte lebendige Traditionen
Da sind natürlich zum einen die Klassiker: die Geishas in Kyoto
Viele Japanerinnen kleiden sich im Alltag im Kimono, die jungen Frauen tragen bunte, die verheirateten eher gedeckte Farben. In Kyoto gibt es viele Dienstleister, die gerade am Wochenende jungen Frauen einen Leihkimono inkl. Styling zur Verfügung stellen. Diese jungen Frauen lassen sich nur zu gern fotografieren, sie betrachten das als Anerkennung für ihr tolles Aussehen.
Und dann sind da noch die „Festivals“ – in Anführungsstrichen, denn das Aoi Mitsuri Festival hatte jetzt nichts mit Freude, Trinken, und ausgelassener Stimmung zu tun. Ernste Menschen in traditionellen Gewändern machen einen Umzug durch die Straßen Kyotos.
Katzencafes
Japaner arbeiten viel und haben winzige Wohnungen (heißt es jedenfalls, ich habe leider keinen Japaner zu Hause besucht). Deshalb haben die wenigsten Haustiere. Um trotzdem mal ein paar Fellnasen zu schmusen, gibt es Katzencafes. Sie sind voller Katzen und man kann die Tiere soviel streicheln und kuscheln wie man mag.
So, das war es für’e Erste. Mir fallen sich noch viele andere Dinge ein. Fortsetzung folgt.