Zur Zahnbehandlung ins Ausland – ein Erfahrungsbericht aus Budapest

Eigentlich hatte ich nie über an eine Zahnbehandlung im Ausland nachgedacht, da ich mit meinem Zahnarzt die letzten 12 Jahre zufrieden war. In diesem Jahr allerdings wurde ich das Gefühl nicht los, dass diese Zahnärztin mich als Patienten vor allem unter betriebswirtschaftlichen Aspekten sieht. Wird dann noch bei einem Behandlungsfehler (falsches Provisorium angefertigt) keinerlei Kulanz bzgl. der Kostenerstattung gezeigt, war dann das Ende dieser „Geschäftsbeziehung“ da. Die klassischen Länder für eine Zahnbehandlung sind ja seit jeher Polen und Ungarn. Da ich zu Ungarn familiäre Verbindungen habe, lag es natürlich nahe, Richtung Budapest zu recherchieren. Ich habe also fünf Praxen meinen Heil- und Kostenplan samt Röntgenbild zugeschickt mit der Bitte um einen Kostenvoranschlag. Im Schnitt kann man sagen, dass die Behandlung in Ungarn etwa 2/3 der Kosten des deutschen Zahnarztes einspart. Dafür kann man mal eine Woche in Budapest verbringen. Nach ein bisschen Recherche im Internet habe ich mich dann für eine Klink entschieden, die sowohl in den Internet-Foren als auch bereits in mehreren deutschen TV-Sendungen sehr gute Kritiken bekommen hat – hier waren dann nicht die Kosten der Entscheidungsfaktor, sondern die Qualität der Klinik.

Alle Kliniken bieten auf Wunsch sozusagen ein All-inclusive Paket: Fahrservice, Hotel, Sightseeing. Ich habe auf all das verzichtet und meine erste AirBnB Unterkunft gebucht. Da ich das Privileg habe, überall arbeiten zu können, wollte ich eine richtige Wohnung mit einen großen Tisch zum Arbeiten haben und eine Küche, damit ich mir nach der Zahnbehandlung selber etwas zu essen kochen kann (Tütensuppe) und nicht mit halb narkotisiertem Mund in einem öffnentlichen Restaurant rumsabbern muss. Ich habe einen echten Glücksgriff gemacht, die Wohnung war ein Traum:

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Inklusive Flug mit Germanwings haben mich die 8 Tage Aufenthalt in Budapest etwa 500 € gekostet. Lässt man sich gleichzeitig mit dem Partner behandeln, reduzieren sich die Kosten pro Person natürlich, da die AirBnB Unterkunft nicht teurer wird.

Von den 5 Tagen habe ich mir zwei Tage Urlaub genommen, da am ersten Tag eine längere Behandlung von drei Stunden angesetzt war. Dann war ein Tag „frei“, ansonsten hatte ich täglich meine Sessions beim Arzt. Die Klinik Cosmodent entsprach einer modernen deutschen Praxis, auch was die Ausbildung und Sprachkenntnisse der Mitarbeiter anging. Die Ärzte haben alle in Deutschland studiert bzw. sind Deutsche. Als meine Ärztin mich vor Ort untersuchte, hat sie mir sogar eine Krone weniger empfohlen als meine deutsche Ärztin. Es war zwar nett, dass dies die Rechnung noch einmal reduziert hat, wichtiger war mir aber der Erhalt meiner Zähne, der hier wohl eine höhere Wertschätzung erfährt als die Gewinnmaximierung aus den Patienten.

Budapest im Winter hat auch seinen Reiz – gerade das meist neblige Wetter verleiht der Stadt einen melancholischen Charme.

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das heißt am Wochenende und abends konnte man durchaus angenehm die Zeit verbringen. Sei es auf den Weihnachtsmärkten,

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die noch nicht so extrem überfüllt sind wie in deutschen Städten und wo an den Ständen meist typisch ungarisches Kunsthandwerk und traditionelles Essen verkauft wird. Wenn es zu kalt wird, hat auch Budapest eine alte Kaffehaus-Tradition in gutbürgerlichen und modernen Variationen. Und natürlich laden auch die vielen neuen Shopping-Malls, die hier in den letzten Jahre wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, zum Aufwärmen ein. Wie man auch auf dem Bild sieht, grassiert in Ungarn noch nicht der extreme Kaufrausch wie bei uns – was wohl dem gesunkenen realen Durchschnittseinkommen der letzten Jahre geschuldet ist.

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Selbst der Bahnhof war kurz vor Weihnachten erstaunlich leer.

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Eines der beeindruckendsten Mahnmale an den Holocaust findet man übrigens ebenfalls in Budapest: Die alten Schuhe am Rand der Donau: Gerade weil es so unauffällig und unspektakulär daher kommt, empfand ich es als umso beeindruckender. In vielen Schuhen waren Blumen oder Bänder zum Gedenken hinterlegt.

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Was war nun mein Fazit? Würde ich es wieder machen?

Ja, auf jeden Fall. Hier noch einmal die Vor- und Nachteile zusammengefasst:

Nachteile:

  • Man hat eine intensive Behandlungswoche, jeden Tag ein Arztbesuch mit Spritzen und manchmal stundenlangen Behandlungen
  • Man ist nicht daheim: deshalb empfehle ich auf jeden Fall den Aufenthalt in einem Apartment oder einer Wohnung, in der man sich selber Essen zubereiten kann.
  • Wer kein Homeoffice machen kann, muss Urlaubstage opfern
  • Bei Beanstandungen, Beschwerden nach der Behandlung muss man zu einem deutschen Vertragszahnarzt der ungarischen Klinik, der die Behandlung nicht selber durchgeführt hat

Vorteile:

  • Kostenersparnis von 60 – 75% im Vergleich zu einem deutschen Zahnarzt
  • Gleiche Behandlungsqualität, Zahntechnik ist auf dem neuesten technischen Stand
  • Krankenkassen zahlen den gleichen Zuschuss wie bei einem deutschen Arzt: Man reicht die Rechnung bei der Kasse ein, diese zahlt den Anteil direkt an den Versicherten aus
  • Man ist nicht daheim: Wer gerne reist, versüsst sich den Aufenthalt mit Sightseeing und Seele baumeln lassen in einer schönen Stadt